Bewertungskriterien

Die Kriterien, die zur Bewertung der drei WWW-Server herangezogen werden, sollen nun im Einzelnen erläutert werden und es soll aufgezeigt werden, warum gerade diese Kriterien ausgewählt wurden.

• Protokollimplementierung
  
  Die Version des HTTP-Protokolls ist wichtig für die Kommunikation zwischen Client und Server. Hat der Server beispielsweise HTTP/0.9 und der Client HTTP/1.0 implementiert, können sich beide zwar verständigen, doch ist die Kommunikation auf die HTTP-Methode GET beschränkt. Das bedeutet, daß ein WWW-Client in seinen Anfragen außer der GET-Methode keine weiteren Zugriffsmethoden spezifizieren kann, da der WWW-Server diese nicht verstehen würde. Da beim Zugriff auf die JAWA beide Methoden verwendet werden, bedeutet dies, daß ein Server, der HTTP/0.9 implementiert, nicht als WWW-Server für die JAWA eingesetzt werden kann.
• Zugriffskontrolle
  
  Der Zugriff auf Dokumente auf dem WWW-Server soll aus Gründen der Sicherheit eingeschränkt werden können. Die Einschränkung kann für bestimmte Benutzer oder Benutzergruppen gelten, wobei die Authentifizierung der einzelnen Benutzer auf Benutzernamen oder auf IP-Adressen basieren kann. Der Benutzername bzw. die Benuztergruppe muß nicht identisch sein mit der Kennung bzw. der Gruppenzugehörigkeit auf dem Rechner. Ein WWW-Server ist in der Lage, seine eigenen Benutzer bzw. Benutzergruppen zu verwalten. Das Erstellen einer Benutzergruppe erfolgt in der Regel durch manuelles Editieren einer serverspezifischen Konfigurationsdatei.
• Datenverschlüsselung
  
  Werden sensitive Daten, wie beispielsweise die Kreditkartennummer beim Online-Shopping oder das Paßwort beim Anmeldevorgang über das Netz übertragen, müssen diese aus Gründen der Sicherheit vor der Übertragung verschlüsselt werden. Dies setzt voraus, daß beide Kommunikationspartner ein Verschlüsselungsverfahren verwenden, das von beiden Seiten verstanden wird.
• Logging
  
  Der Zugriff auf Dokumente sowie die beim Zugriff auftretenden Fehler werden vom Server protokolliert. Er merkt sich in einer entsprechenden Datei, wer wann wie auf welches Dokument zugegriffen hat. Die Protokolldatei kann zu einem späteren Zeitpunkt ausgewertet werden, um damit Rückschlüsse aus der Nutzung der auf einem WWW-Server angebotenen Dienste zu machen und um aufgetretene Fehler zu analysieren.

• Unterstützung von serverseitigen Programmen
  
  Ein WWW-Server, der nicht nur statische Dokumente bereitstellen, sondern diese auch zum Zeitpunkt einer Client-Anfrage durch ein Programm dynamisch generieren soll, muß dazu serverseitige Programme aufrufen können. Der Server erkennt anhand der URL in der Client-Anfrage, daß kein Dokument auszuliefern, sondern ein Programm auf dem Server zu starten ist. Soll ein WWW-Server als Gateway für eine Datenbank dienen, muß er mindestens dieses Kriterium erfüllen.
• CGI-Kompatibilität
  
  Die Unterstützung des Common Gateway Interfaces (Kapitel ) ist ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl eines WWW-Servers. Ist ein Server nicht CGI-kompatibel, sind CGI-kompatible Programme auf diesem Server nicht ablauffähig.
• Proxy-Fähigkeit
  
  Möchte ein WWW-Client innerhalb einer Firewall mit einem Informations-Server im Internet kommunizieren, kann unter anderem ein Proxy-Server hierzu verwendet werden (Kapitel ). Besitzt ein WWW-Server diese Proxy-Funktionalität, kann er auch als Proxy-Server eingesetzt werden.
• Dokumenten-Caching
  
  Ein Proxy-Server kann unter Umständen gleichzeitig als Cache-Server verwendet werden (Kapitel ). Der WWW-Client stellt seine Anfragen dabei nicht mehr an einen entfernten Informations-Server, sondern an den Cache-Server. Dieser entscheidet dann, ob er dem Client ein zwischengespeichertes Dokument zurückschickt oder ob er selbst das Dokument von einem entfernten Server holen muß, bevor er die Anfrage des Clients beantwortet. Durch den Einsatz eines Cache-Servers können die Zugriffe auf entfernte Server und somit der Internet-Verkehr, der sich in den Kosten für die Benutzung des Internets wiederspiegelt, drastisch reduziert werden. Das bedeutet, daß durch den Einsatz eines Cache-Servers die durch WWW erzeugt Netzlast verringert und der Zugriff auf WWW-Seiten für die Benuzter beschleunigt werden kann. Daneben treten durch das Zwischenspeichern von Dokumenten auch Nachteile auf, die in Kapitel aufgeführt sind.
• Abbildung von Client-Anfragen
  
  Mit Hilfe von Regeln bildet ein Server virtuelle Pfade aus der Client-URL in physikalische Pfade auf dem Server ab. Das bedeutet, daß ein WWW-Client zum Zeitpunkt der Anfrage nur den virtuellen Namen eines Dokuments kennen muß. Zudem kann die physikalische Lokation von Dokumenten auf dem Server durch das Hinzufügen oder Entfernen von Abbildungsregeln jederzeit geändert werden, ohne dabei die Hyperlinks, die auf diese Dokumente verweisen, ändern zu müssen.

• Automatisches Einfügen von Text
  
  Bei der Auswahl eines Servers kann auch das automatische, serverseitige Einfügen von Text in auszuliefernde Dokumente eine Rolle spielen. Dabei wird in jedes Dokument an einer speziell markierten Stelle ein ganz bestimmter Text, wie beispielsweise das Datum des Zugriffs oder eine Menüleiste für die Navigation innerhalb des Servers, eingefügt. Dies erleichtert das Erstellen von HTML-Dokumenten erheblich, da Text, der in jedem Dokument enthalten sein soll, vom Server automatisch eingefügt wird.
• Verzeichnisindizierung
  
  Spezifiert ein Client bei seiner Anfrage nur ein Verzeichnis, liefert der Server als Ergebnis den Inhalt des Verzeichnisses zurück. Dies ist von Vorteil, wenn man die genaue Lokation eines Dokuments auf dem WWW-Server nicht kennt. Man spezifiert bei seiner Anfrage nur den Server-Namen und erhält als Ergebnis die Inhalte auf diesem. Danach kann man die Verzeichnisse nach dem jeweiligen Dokument durchsuchen.
• Konfiguration des Servers
  
  Bei der Installation eines WWW-Servers kann die Art der Installation bzw. Konfiguration des Servers sowie der Aufwand, der sich daraus ergibt, für den Benutzer eine Rolle spielen. Zudem bleibt zu betrachten, ob die Konfiguration bzw. Wartung eines Servers durch manuelles Editieren einer Konfigurationsdatei oder menügesteuert erfolgt. Die menügesteuerte Konfiguration des Servers hat den Vorteil, daß der Benutzer die Syntax der Konfigurationsparameter nicht zu kennen braucht, da er bei der Installation von dem System unterstützt wird.
• Start des Servers
  
  Ein Prozess unter Unix kann entweder über den Internet-Daemon inetd, über ein Shell-Skript beim Hochfahren eines Rechners oder von Hand gestartet werden. Wird der WWW-Server über den Internet-Daemon inetd gestartet, generiert inetd für jede ankommende Anfrage einen neuen httpd-Prozess, der die Anfrage bearbeitet. Wird der Server hingegen über ein Shell-Skript beim Hochfahren des Rechners bzw. von Hand gestartet, was auch als ,,Standalone``-Konfiguration bezeichnet wird, generiert der HTTP-Daemon selbst einen neuen Prozess um eine Client-Anfrage zu bearbeiten. Die Standalone-Konfiguration ist der ersten Methode vorzuziehen, da sie schneller und effizienter ist und dadurch zur Verkürzung der Antwortzeit des Server beiträgt. Beim Start des WWW-Servers über inetd wird zuviel Overhead produziert, wenn ein neuer httpd-Prozeß gestartet wird, was sich auf die Antwortzeit des Servers auswirkt. Daher wird empfohlen, den WWW-Server nicht über den Internet-Daemon, sondern über ein Shell-Skript bzw. von Hand zu starten, sofern der Server dazu ausgelegt ist.

• Verfügbarkeit der Software
  
  Bei dem WWW-Server kann es sich entweder um ein kommerzielles Produkt oder um ,,Public Domain``-Software handeln. ,,Public Domain``-Software hat den Vorteil, daß sie kostenlos verfügbar ist, somit auch für Personen, die sich mit Hilfe krimineller Energie unerlaubten Zugang zu Informationssystemen verschaffen. Da diesen Personen der Source-Code eines Public Domain WWW-Servers vorliegt, können sie nach Fehlern in der Software suchen, die sie unter Umständen ausnutzen, um sich unerlaubten Zugang zu diesen Systemen zu verschaffen. Es bleibt auch zu berücksichtigen, daß die Anbieter kommerzieller Software für die Fehler in ihren Produkten haften müssen, was bei Anbietern von ,,Public Domain``-Software nicht der Fall ist. Zudem bieten kommerzielle Software-Hersteller oftmals bessere Unterstützung in Problemsituationen.

 

Kriterium CERN httpd NCSA httpd Netsite httpd

Protokollimplementierung HTTP/1.0 HTTP/1.0 HTTP/1.0

Zugriffskontrolle ja ja ja

Datenverschlüsselung nein nein ja

Logging ja ja ja

CGI-Kompatibilität CGI/1.1 CGI/1.1 CGI/1.1

Unterstützung serverseitiger
Skripts ja ja ja

Proxy-Fähigkeit ja nein nein

Dokumenten-Caching ja nein nein

Abbildung von Client-
Anfragen ja ja ja

Automatischens Einfügen von Text nein ja nein

Verzeichnisindizierung ja ja ja

Konfiguration des Servers manuell manuell menügesteuert

Start des Servers standalone standalone standalone

Verfügbarkeit der Software public domain public domain kommerziell